Tier-WG im winterlichen Garten

Die ganze Wohngemeinschaft im Winterschlaf?

Wer es sich im Winter mit einer Tasse Tee am Fenster gemütlich macht, staunt über das bunte Treiben draussen im Garten. Von wegen Kältepause!

Viele Tiere streifen regelmässig durch den Garten und hinterlassen Spuren im Schnee – nicht bloss die Nachbarskatze. Eine kleine Entdeckungsreise zwischen Hecke, Beet und Komposthaufen.

Vögel tummeln sich in Sträuchern und kahlen Baumkronen, picken Samen von dürren Stängeln oder streiten sich am Futterbrett um nahrhafte Kerne. Freche Füchse und scheue Rehe klappern die nächtlich verwaisten Gärten nach Fressbarem ab. Und die Eichhörnchen suchen – und finden sogar oftmals – ihre Nussverstecke vom Sommer.

Einzig die «wilden Ecken» mit Ast- und Laubhaufen oder ungemähten Wiesenpartien machen ihrem Namen keine Ehre. Nicht «wild» soll es da zugehen, im Gegenteil. Sie sollten als Ruhezonen für überwinternde Insekten möglichst ungestört bleiben. 

Überwinterungsort Diese Tierarten kann man dort finden
Asthaufen / Benjeshecke Igel, Spitzmäuse, Bockkäfer, Spinnen, Häuschenschnecken
Laub- und Komposthaufen Igel, Spitzmäuse, Erdkröten, Spinnen, Häuschenschnecken
Unter Steinen, Baumwurzeln und in Erdlöchern

Waldeidechsen, Blindschleichen, Bergmolche, Erdkröten, Laufkäfer, Heuschreckeneier, Feldgrillen, Spinnen, Häuschenschnecken

Mauerritzen/Steinhaufen

Spitzmäuse, Waldeidechsen, Blindschleichen, Häuschenschnecken

 

Winterruhe, Winterschlaf oder weder noch?

Während Igel und Bilche warm eingekuschelt Winterschlaf halten, gehen Füchse und Marder ganzjährig auf die Pirsch. Auf ihren nächtlichen Streifzügen können die hungrigen Waldbewohner schon mal einen Abstecher Richtung Hecke oder Komposthaufen wagen. Wer weiss, ob da nicht irgendwo eine fette Maus oder leckere Küchenabfälle warten? 

Speisereste, Käserinde und altes Brot gehören unter anderem deswegen nie auf den Kompost. Füchse, Marder und Ratten verstehen das als persönliche Einladung, übrigens auch im Sommer. 

Eichhörnchen halten ebenfalls nichts von einem Winterschlaf. Sie schalten lediglich einen Gang runter in eine Winterruhe und machen bei schlechtem Wetter öfters ein längeres Schläfchen über mehrere Tage. Doch ansonsten versuchen sie munter, ihre eigenen Vorratsverstecke mit Nüssen und Samen wiederzufinden. Das gelingt nicht immer.

Und so wundern wir uns im nächsten Frühling vielleicht über spriessende Haselnussstauden in Kübeln und Beeten, wo weit und breit keine andere Hasel steht. Dann hat sich offenbar ein gut verstecktes Vorratslager «entfaltet». Man trifft Eichhörnchen meist nur in parkähnlichen Gärten mit altem Baumbestand oder in Waldnähe an. In kleineren Haus- und Schrebergärten kommen sie kaum vor. 

Hasen und Rehe hingegen achten nicht auf die Gartengrösse. Für sie zählt das frische Grün. Rehe sind scheue Tiere und sie drosseln ihren Stoffwechsel im Winter. Doch wenn Schnee liegt, der Hunger gross ist und sich eine günstige Gelegenheit bietet, sind Gärten am Siedlungsrand einfach unwiderstehlich.

Ähnlich geht es dem Hasen. Er ist ein scheues Tier und wagt sich selten in Siedlungsnähe. Abgelegene Gärten hingegen besucht er sommers wie winters gern und freut sich über saftige Gräser, Kräuter und Stauden.

Spuren und Trittsiegel der häufigsten Gartenbesucher im Winter

Angeknabberte Pflanzen, Hinterlassenschaften aus dem Verdauungstrakt und gegebenenfalls Spuren im Schnee – all diese morgendlichen Funde verraten, wer sich in einer langen Winternacht in unsere Gärten vorgewagt hat.

Je nach Gangart des Tieres (gemächlich oder fliehend), ergeben sich abweichende Spuren.
 

Bildlegende (v.l.n.r.): Reh, Fuchs, Marder Hase, Eichhörnchen. Jeweils linke Spur gemächlich, rechte Spur fliehend (Eichhörnchen nur 1 Spur) 

Amseln, Meisen und Finken am Futterhäuschen beobachten

Auch Vögel kennen keine Winterruhe und sorgen für Rambazamba im Geäst und am Futterbrett. Jene, die nicht Richtung Süden gezogen sind, freuen sich über winterliche Leckereien im Garten. Samenstände von Blumen und Gräsern tragen oft fettreiche Samen, welche bei Vögeln im Winter hoch im Kurs stehen. Mit den ersten Frösten entfalten Schlehen und Mispeln in der Wildobsthecke ihr feines Aroma. Daraus lässt sich herber Saft oder leckere Konfitüre zubereiten. Doch wer nicht schnell genug ist, hat Pech gehabt und die flinken Amseln schnappen die Früchte weg. Die Vögel wissen genau, wann die Vitaminbomben reif sind zum Picken. Das gilt auch für die roten Stechpalmenbeeren, die im Adventskranz so hübsch leuchten – allerdings nur, wenn man den Amseln zuvorgekommen ist ;-) 

Mit nahrhaftem Vogelfutter lassen sie sich teilweise etwas ablenken. Und zugegeben, es macht auch Spass, Rotkehlchen, Meisen und vielleicht sogar seltene Gäste wie Gimpel oder Kernbeisser am Futterbrett zu beobachten. Wichtig ist, dass man die Futterstelle hygienisch und sauber hält, Schmutz und Kot wegwischt und regelmässig frisches Futter bereitstellt. Nicht dass der gut gemeinte «McFly» zum Übertragungsort von Krankheiten wird.

Insekten überwintern in unterschiedlichen Stadien

Wohin verschwinden eigentlich all die Hüpfer, Gaukler und Brummer, die uns den Sommer über begleitet haben? Halten sie in einem Versteck Winterschlaf? Tatsächlich hat jede Gruppe ihren eigenen Wintermodus. 

Käfer überwintern häufig als ausgewachsene (adulte) Tiere. Sie verstecken sich in Ritzen, unter Rinde, Moos, dichter Vegetation oder Steinen. Die meisten verfallen in eine Art Winterstarre fast ohne Stoffwechselaktivität. Einige produzieren körpereigenes Frostschutzmittel, um auch Minustemperaturen gut zu überstehen. 
Ganz anders die Heuschrecken: Die meisten Arten sterben im Herbst und hinterlassen lediglich Eier, die erst einmal einen harten Winter überstehen müssen. Eine Ausnahme bilden die Grillen, welche ausgewachsen oder als Larve den Winter überdauern. 

Bei Schmetterlingen haben sich die unterschiedlichsten Strategien entwickelt: Wanderfalter wie der Admiral und der Distelfalter ziehen wie Zugvögel über die Alpen in den Süden. Zitronenfalter sowie Tagpfauenaugen suchen sich bei uns ein halbwegs frostsicheres Versteck. Die meisten Schmetterlinge aber überwintern in Form von Eiern, Raupen oder Puppen im Boden, in Blumenwiesen oder anderen ungemähten und ungejäteten Gartenecken. 

Auch Wildbienen überdauern den Winter als Eier, Larven oder Puppen geschützt in Brutröhren oder hohlen Pflanzenstängeln. Besonders spannend sind die Jahreszyklen bei den sozialen Hummeln, Wespen und Hornissen. Jeden Herbst sterben die Völker ab. Einzig die bereits begatteten Königinnen harren in der Erde, im Unterholz zwischen Moos und Laub oder in einem anderen Versteck aus und warten auf die ersten warmen Frühjahrstage. Kaum scheint die fahle Wintersonne wieder etwas kräftiger, fliegen sie aus, suchen eine Höhle oder einen passenden Schlupfwinkel und gründen ein neues Volk. Die jungen Hummelköniginnen sind die ersten, die unsere Obstbäume und Frühblüher bestäuben.
 

Die Garten-WG liebt allerlei Schlupfwinkel

Die vielfältigen sechsbeinigen Gartenbewohner schätzen in ihrer WG alte Bäume mit rissiger Rinde und Asthöhlen oder Schuppen aus Holzlatten mit Spalten dazwischen. 

Vor allem Heuschrecken und Schmetterlinge profitieren, wenn Teile der Wildblumenwiese über den Winter ungemäht bleiben. Wildbienen freuen sich über stehen gelassene Stauden mit markhaltigen Pflanzenstängeln. Asthaufen, eine dicke Laubschicht unter der Hecke, Ritzen in Trockenmauern oder moosige Stellen im Rasen und ähnliche Strukturen bieten natürliche Winterquartiere. 

Nisthilfen für Wildbienen und Insektenhotels mit Schlupflöchern für Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten können das natürliche Angebot ergänzen. Optimal ist es, wenn all die Überwinterungsorte bis zum Frühling möglichst ungestört und unberührt bleiben. Wenn Sense und Schere ab dem Frühherbst ruhen, bleibt auch den Gärtnerinnen und Gärtnern mehr Zeit für eine gemütliche Winterruhe.

Poster Überwinterungsorte der Tiere im Garten

Poster zum Herunterladen mit einer Auswahl an Gartenbewohnern, welche unsere Gärten besuchen und darin überwintern.

Mit der Aufstellung auf dem Poster wisst ihr auch gleich, an welchen Orten eure Gartenbewohnern den Winter verbringen und was sie dafür benötigen.

Viel Spass damit!

Poster Gartengäste im Winter

Habt ihr Vögel beobachtet, Trittsiegel bestimmt oder einen überwinternden Zitronenfalter aufgespürt? Was immer ihr in eurem winterlichen Garten entdeckt habt, wir freuen uns, wenn ihr es mit uns teilt an 

Franziska kennt (fast) alles, was gerne in einem Garten lebt und natürlich auch überwintert. Man kann sich keine bessere Gartensafari-Leiterin wünschen – egal zu welcher Jahreszeit :) 

Weitere Informationen zu Bewohnern der Garten-WG